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LIV (Co2)

 

Theaterstück (UA 2002, Produktion: Freies Theater décolleThea)

Deutschland 2014. Der renommierte Neurobiologe Richard (48) kommt angespannt von einem Auslandsaufenthalt zurück. Während er im Flugzeug einen laufenden Präzedenzfall gegen einen Genforscher verfolgt, wird er bereits von seiner Lebensgefährtin, der jungen Photographin Vera (29), sehnsüchtig erwartet. Die beiden führen seit drei Jahren eine glückliche Beziehung, in der Richard die Entscheidungen trifft und Vera keine Fragen stellt. Vera ist eine hochsensible, phantasievolle Frau, die sich mehr für Kunst als für Politik interessiert. Außerdem steht gerade ihre erste Ausstellung bevor, die sie Richards großzügigem Engagement verdankt.

Auf der Vernissage kommt es jedoch zu einem Zwischenfall, der Vera zutiefst verstört. Denn plötzlich taucht in ihrem Atelier ein wunderschönes Mädchen auf, die 18-jährige LIV, deren Auftritt ihr die Feier verdirbt. Vera wird eifersüchtig. Dazu hat sie auch allen Grund, denn Richard kümmert sich geradezu fürsorglich um das traurig-scheue Mädchen. Als Vera ihn zur Rede stellt, kommt es zum Streit. Liv sei lediglich eine psychisch kranke Patientin und seine Patienten gingen sie nichts an. Schockiert von Richards schroffer Haltung lässt Vera der Gedanke an Liv nicht mehr los. Aber je hartnäckiger Richard schweigt, desto mehr drängt sich Vera ein Verdacht auf, der mit ihrer weiblichen Eifersucht nichts mehr zu tun hat: Richard könne in verbotene, gentechnische Experimente verwickelt sein. Vera stellt Nachforschungen an und muss dabei bemerken, wie wenig sie über Richard, aber auch die Entwicklungen in Europa weiß. Sie steigert sich so sehr in ihren Verdacht hinein, dass sie gesicherte Informationen mit Vermutungen und Phantasien vermischt und bald selbst nicht mehr weiß, ob sie über- oder untertreibt. Sie gerät in den Konflikt, sich zwischen ihrer Beziehung zu Richard, der beharrlich schweigt, und der Wahrheit, die nicht eindeutig festzumachen ist, zu entscheiden…

LIV ist die Geschichte einer Emanzipation. Sie ist aus der Unsicherheit entstanden, wie man Entwicklungen, deren Nutzen und Nachteil noch nicht zu ermessen sind, beurteilen und bewerten kann. Der Wunsch, sich zu positionieren, um Missbrauch zu verhindern, bleibt. Vera erkennt für sich, dass sie nicht länger die Augen verschließen will. Sie will nicht Teilhaben am Schweigen, an einer blinden Schuld.

 

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